Der ehemalige Landkreis Ostvorpommern in Vorpommern
Der ehemalige Landkreis Ostvorpommern erstreckt sich im Osten des jetzigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Heute gehört er aus Verwaltungssicht zum Landkreis Greifswald-Vorpommern. Ostvorpommern umfasst so bedeutende Orte wie Greifswald und Wolgast. Die meisten anderen sind jedoch sehr klein und haben selten mehr als 800 Einwohner. Dennoch kommt vielen von ihnen eine große Bedeutung zu; denn speziell in dieser Region ist der Tourismus stark ausgebildet. Das liegt einerseits an der Insel Usedom, die mit in den Landkreis gehört und über viele angesehene Seebäder verfügt. Auf der anderen Seite besitzt die gesamte Landschaft hier zahlreiche Gewässer: Neben der Ostsee selbst sind dies etwa das Achterwasser, die vielen Bodden, die Peene und nicht zuletzt das Stettiner Haff. Dazwischen liegen verträumte Gegenden mit Mooren sowie ebenen und hügeligen Gebieten.
Greifswald in Ostvorpommern
Lange Zeit konnte Greifswald in Vorpommern den Status einer kreisfreien Stadt behaupten. Seit der Gebietsreform in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2011 ist es jedoch eine Kreisstadt im Landkreis Greifswald-Vorpommern.
Historische Entwicklung von Greifswald in Ostvorpommern
Im Jahr 1250 erhielt Greifswald in Ostvorpommern das Stadtrecht. Schon vier Jahre später galt es als Freihafen und durfte zudem eine Befestigungsanlage errichten. Da die Stadt auch bald Mitglied in der Hanse wurde, kam sie zu ansehnlichem wirtschaftlichem Wohlstand. Da jedoch der Hafen nach und nach versandete und es zudem immer wieder zu juristischen Streitigkeiten kam, schwand der Einfluss Greifswalds mehr und mehr, bis es endlich im Jahr 1452 umfassende Handelsrechte erhielt. Und die Gründung der Universität 1456 wirkte sich ebenfalls sehr positiv auf das wirtschaftliche wie auch auf das kulturelle Leben aus. Bis heute sind die Studenten und die Lehrenden ein wesentlicher Faktor in Greifswald.
Das 19. Jahrhundert stellte in der Geschichte Greifswalds in Ostvorpommern einen Wendepunkt das. 1815 erhielten die Preußen das gesamte Gebiet und erschlossen es mit umfassenden infrastrukturellen Maßnahmen. Dadurch konnten sich in Greifswald einige Industriebetriebe erfolgreich behaupten. Nach und nach entwickelte sich auch das kulturelle Leben.
Während der DDR-Zeit verschwand ein großer Teil der historischen Bauten. Denn Greifswald war auserkoren als Teststadt für den Plattenbau. Nach der Wende konnte die alte Substanz aber wieder hergestellt werden, und die Altstadt mit dem hübschen Marktplatz zeigt jetzt wieder das Bild längst vergangener Epochen.
Bedeutende Bauten in Greifswald in Ostvorpommern
Das Rathaus von Greifswald in Ostvorpommern zählt zu den schönsten in ganz Deutschland. Das frei stehende Gebäude nimmt auf dem Marktplatz eine zentrale Stelle ein. Seine erste überlieferte Erwähnung findet sich im Jahr 1349; seither kam es aber immer wieder zu baulichen Veränderungen.
Heute enthält der Backsteinbau vorwiegend gotische Elemente, die aber mit solchen aus dem Barock ergänzt sind. So besitzen die Giebel leicht gebogene Seiten, und auch der Dachreiter stammt aus der verspielt wirkenden Epoche. Und im Inneren deuten speziell der Stuck und die üppig dekorierten mythologischen Gemälde auf die Entstehung im 18. Jahrhundert hin.
Greifswald in Ostvorpommern verfügt über drei herausragende Kirchen, die alle im Stil der Backsteingotik errichtet sind. Der Dom St. Nikolai von etwa 1263 gilt als das Wahrzeichen der Stadt. St. Marien ist mit dem Entstehungsdatum von 1260 die älteste und St. Jacobi von 1280 die kleinste, was jedoch bei den beachtlichen Ausmaßen der beiden anderen kaum ins Gewicht fällt.
Die dreischiffige Basilika St. Nikolai zeigt besonders mit ihren hoch aufstrebenden Pfeilern im Inneren das typisch gotische Aussehen. Der knapp 100 Meter hohe Turm jedoch besitzt eine Spitze aus dem Barock. Der Grund: Im Jahr 1650 hatte ein heftiger Sturm die bis dahin vorhandene abgerissen, was auch große Zerstörungen am gesamten Bauwerk anrichtete. Durch Spenden konnte das Gotteshaus wieder aufgebaut werden – dem Zeitgeist entsprechend jedoch mit dem geschwungenen Turmhelm.
Ihre Marienkirche nennen die Greifswalder liebvoll Dicke Marie. Und tatsächlich wirkt der Bau ein wenig gedrungen. Das liegt an dem tief hinunter gezogenen Satteldach und dem Turm mit dem besonders dicken Mauerwerk.
Als ehemaliges Mitglied der Hanse und als Stadt mit einem nach wie vor bedeutenden Hafen besitzt Greifswald in Ostvorpommern noch heute viele schöne Speicherbauten, die zwar mittlerweile anderen Zwecken dienen, die aber bestens restauriert sind.
Wolgast in Ostvorpommern
Wolgast im ehemaligen Ostvorpommern liegt mit seinen etwa 55.000 Einwohnern direkt an der hier bereits recht breiten Peene und ist lediglich durch diesen Fluss von der Insel Usedom getrennt. Zwei Brücken verbinden die Stadt mit der Insel; und viele Urlauber sehen Wolgast lediglich als Durchgangsort auf ihrem Weg in eins der berühmten Ostseebäder auf Usedom. Das ist schade, denn die Stadt bietet einige Sehenswürdigkeiten.
Zwar konnte Wolgast in Ostvorpommern nie ganz mit den Erfolgen der nahegelegenen Städte Stralsund und Greifswald mithalten. Und auch während der Jahre als Mitglied der Hanse konnte die Stadt keine allzu große Bedeutung gewinnen. Aber das mittelalterliche Stadtbild mit den vielen Fachwerkbauten sowie einige barocke Bauten sind unbedingt sehenswert.
Und ab der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erlangte Wolgast auch wirtschaftliche Erfolge. Mehrere Reeder ließen sich hier nieder, und viele Speicher und auch Handelshäuser entstanden am Hafen.
Bedeutende Bauten in Wolgast im ehemaligen Ostvorpommern
Das herausragende Bauwerk in Wolgast in Ostvorpommern ist die Petrikirche. Sie entstand um 1350 an der Stelle eines Vorgängerbaus, den Bischof Otto von Bamberg im Jahr 1128 statt des bewusst zerstörten slawischen Tempels errichten ließ. Da die Wolgaster Petrikirche mehrfach Opfer von Bränden vor allem im 18. Jahrhundert wurde, weist das sonst gotische Bauwerk auch barocke Stilelemente auf. Ein erneuter Brand im Jahr 1920 zerstörte den Turmhelm vollständig. Bislang existiert noch kein neuer, sondern lediglich eine flache Abdeckung ist als Notbehelf vorhanden. Aber von oben können die Besucher einen herrlichen Panoramablick über Wolgast und Teile Vorpommerns genießen.
Im Jahr 1587 entstand in der Petrikirche von Wolgast die Gruft, in der die Särge der letzten sieben Herzöge von Pommern-Wolgast stehen.
Ein völlig anderes Erscheinungsbild als die Petrikirche bietet die Gertrudenkapelle in Wolgast. Denn sie ist als zwölfeckiger Bau konzipiert und soll an das Heilige Grab in Jerusalem erinnern. Ursprünglich, zu Beginn des 15. Jahrhunderts also, diente das kleine Gotteshaus als Hospitalkapelle.
Das Rathaus von Wolgast in Ostvorpommern entstand ebenfalls zur Zeit der Gotik. Aber auch dieses Gebäude wurde durch Brände zerstört und im barocken Stil wiederaufgebaut. Davon zeugen die geschweiften Giebel und der spielerisch verschnörkelte Turm.
Die Lage des Rathauses beweist die zentrale Funktion des Gebäudes: Die Marktseite zeigt zur Petrikirche, während von der Rückseite eine Straße direkt zum Hafen und zur Schlossinsel führt.
Vor dem Wolgaster Rathaus befindet sich ein Brunnen aus dem Jahr 1936, auf dem in insgesamt zehn Reliefs die Stadtgeschichte dargestellt ist.
Lubmin in Ostvorpommern
Etwa an der Spitze der Halbinsel, die von Greifswald im Nordwesten und Wolgast im Südosten begrenzt wird, liegt das Seebad Lubmin mit etwa 2.000 Einwohnern. Es ist Sitz des gleichnamigen Amtes mit insgesamt neun Gemeinden.
Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein lebten die Menschen in Lubmin von Landwirtschaft und Fischfang. Später gab es einige infrastrukturelle Maßnahmen, die ein wenig Wohlstand in das Städtchen brachten. Denn durch den Straßen- und Eisenbahnanschluss konnten die Bewohner ihre Waren nun auch in auswärtige Ortschaften verkaufen. Zudem erhielt Lubmin in Ostvorpommern im Jahr 1886 den Titel eines Seebads, ohne jedoch wirklich davon zu profitieren. Zwar entstanden zwei Badeanstalten, das Hauptaugenmerk lag jedoch weiterhin auf dem bisherigen Erwerbszweig.
Damit war es allerdings in den 1920er Jahren vorbei, als die Weltwirtschaftskrise und wenig später ein dreijähriges Fischereiverbot die Aktivitäten lähmten. Die somit Erwerbslosen verlegten sich aufs Knüpfen der bis heute bekannten und beliebten Pommerschen Fischerteppiche. Sie zeigen Motive aus der Region.
Etwa zeitgleich entstand die Seebrücke, die eine noch bessere Anreise der Urlaubsgäste ermöglichte. Dieser Seesteg ist inzwischen durch einen stabilen aus Stahlbeton ersetzt und misst immerhin 300 Meter.
Das Seebad Lubmin in Ostvorpommern heute
Vielleicht wegen der langen Tradition des Knüpfhandwerks hat sich in Lubmin ein vielfältiges Angebot an künstlerischen und kreativen Aktivitäten etabliert. Die Volkshochschule bietet zahlreiche entsprechende Kurse an, und regelmäßige Kunststaustellungen sowie Musikveranstaltungen locken Besucher aus weiten Teilen des Landkreises Greifswald-Vorpommern an.
Aus baulicher Sicht hat die Ernennung von Lubmin zum Seebad ihre Spuren in der kleinen Ortschaft im ehemaligen Ostvorpommern hinterlassen. Die so beliebte und attraktive Bäderarchitektur, die auch in anderen Regionen an der Ostsee zu bewundern ist, gibt es ebenfalls in Lubmin.
Die Urlaubsgäste können am über fünf Kilometer langen Sandstrand herrlich entspannen. Durch Sandaufschüttungen ist er bis zu 50 Meter breit und umfasst auch Abschnitte für FKK-Anhänger und Hundefreunde.
Besonders interessant ist die Marina von Lubmin in Ostvorpommern. In der Nähe des Ostseehafens Lubmin, der Platz für insgesamt fünf Schiffe bietet, liegt die hübsche Marina, ein Jachthafen, der für 150 Bote ausgelegt ist. Neben den Eignern selbst tummeln sich hier viele Schaulustige, die sich auch im Restaurantschiff stärken können.
Anklam im ehemaligen Ostvorpommern
Im heutigen Landkreis Greifswald-Vorpommern gibt es ein Amt mit dem Namen Anklam-Land. Es umfasst 21 Einzelgemeinden mit meist sehr kleinen, aber durchaus attraktiven Dörfern. Die Stadt Anklam selbst ist dagegen kreisfrei. Hier wohnen über 13.000 Menschen, die in jüngster Zeit wieder einen gewissen wirtschaftlichen Wohlstand genießen können.
Bereits im 12. Jahrhundert zog es deutsche und flämische Siedler an diesen Ort im ehemaligen Ostvorpommern. Die Marienkirche entstand etwa 100 Jahre später. Aber erst nach dem Wiener Kongress, als Preußen die Herrschaft über die Region erhielt, kam es zu tatsächlichem Fortschritt. Der Bahnanschluss, der beginnende Dampferverkehr auf der Peene, die Gründung einer Zuckerfabrik sowie die Elektrifizierung und die allgemeine Wasserversorgung sind Eckpunkte, die den Wohlstand begründeten.
Bauwerke in Anklam in Ostvorpommern
Von der früheren Stadtbefestigung sind einige Tore und Türme noch sehr gut erhalten. Das Steintor gilt als das Wahrzeichen von Anklam in Ostvorpommern. Es ist das einzige noch erhaltene der insgesamt sechs Stadttore und stellt ein wunderschönes Beispiel der Backsteingotik dar. Zu Beginn, nämlich um 1250, war es viel niedriger, aber inzwischen hat es eine Höhe von 32 Metern. Besonders attraktiv ist der schön verzierte Stufengiebel. Im Inneren des Anklamer Steintores befindet sich heute ein Museum für Stadt- und Heimatgeschichte; es entstand 1927 und ist damit das älteste in Ostvorpommern.
Neben dem Steintor gibt es noch zwei gut erhaltene Türme, den Landwehrturm Hoher Stein sowie den Pulverturm, beide aus dem frühen 15. Jahrhundert.
Das imposanteste Gebäude Anklams in Ostvorpommern ist indessen die Marienkirche. Das bedeutende Zeugnis der Backsteingotik entstand als dreischiffige Hallenkirche Ende des 13. Jahrhunderts. Ursprünglich handelte es sich um einen romanischen Bau, was heute noch im Mauerwerk mit den Rundbögen des Turms erkennbar ist. Die Halle mit dem Chor sowie die etwas niedrigere, gesondert angesetzte Sakristei sind mit Satteldächern gedeckt.
Im Inneren der Anklamer Marienkirche sind wertvolle Malereien erhalten mit Heiligen und Kreuzigungsszenen, und die Apostelglocke von 1450 mit eingeritzten Darstellungen der Apostel ist die größte ihrer Art in ganz Mecklenburg-Vorpommern.
Die Insel Usedom im ehemaligen Ostvorpommern
Die Insel Usedom im ehemaligen Ostvorpommern ist durch die sogenannten Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin im Osten der Insel weltbekannt geworden. Da sich seinerzeit die kaiserliche Familie häufig dort aufhielt, zog es auch die vornehme Gesellschaft an diesen Teil der Usedomer Ostseeküste. Mit der Folge, dass speziell in den drei Kaiserbädern besonders viele Zeugnisse der beliebten und äußerst attraktiven Bäderarchitektur zu bewundern sind. Und die Seebrücken, die ursprünglich den feinen Urlaubern eine bequeme Anreise ermöglichen sollten, sind inzwischen beliebte Tummelplätze der Touristen. Zudem beeindruckt speziell die von Ahlbeck mit einem besonders großartigen und charakteristischen Aufbau.
Und die Küsten der Usedomer Bernsteinbäder sind sehr abwechslungsreich. Neben den eigentlichen Sandstränden finden sich hier auch Abschnitte mit Steilküsten, die sich über einen Hochwanderweg von oben genießen lassen. Zudem können sich die Urlauber auf Naturlehrpfaden über die herrliche Umgebung informieren.